GLAUBTE ICH NICHT…

Wenn ich nicht glaubte, du glaubtest an mich,
glaubte ich ohnehin nicht mehr an dich,
glaubte ich nicht mehr, an dich noch zu glauben,
würd ich mir die Illusionen selbst rauben,
an jemand andern als mich nur zu glauben,
müsste ich mich mit der Tatsache trösten,
ich denn gehör‘ zu den ganz Unerlösten,
die niemand mehr an Vertrauen einflößten,
wären sie selbst auch nach außen die Größten.
Sie würden hilflos am Boden flach liegen,
sich zwar noch etwas in Sicherheit wiegen,
doch keinen Fuß vor den anderen kriegen,
selbst wenn sie sich sehr bemühten: auf Biegen
wie auch auf Brechen, um mehr zu versprechen,
als zu versprechen sie jemals versprachen,
liegt doch so vielerlei hier noch im Brachen,
dass man nicht glauben kann, dass es gelänge
und es befreite sich aus seiner Enge,
schlüge viel mehr sehr viel über die Stränge,
um letztlich, ohne Format zu gewinnen,
haltlos und hilflos im Sand zu zerrinnen,
glaubte ich doch, das geschähe noch binnen
einiger weniger schwächerer Stunden,
da wir – weil schwächelnd – so gar nichts gefunden.
Wenn ich nicht glaubte, dann das unumwunden!

Wenn ich nicht glaubte, ich hätt‘ es empfunden,
wüsste ich nicht, was zu glauben noch wäre;
niemand mehr glaubte an mich, meine Ehre.
Jeder vergäße, woran er geglaubt,
ganz so, als wäre er völlig ertaubt,
fände auch nichts mehr, damit er was findet,
ganz so, als wäre er völlig erblindet,
so dass manch Zahmer aus Eigenem zahmt,
ganz so, als wäre er völlig erlahmt
und er benähme sich so unbewegt,
ganz so als hätt‘ man ihn unüberlegt
einfach von hinten aufs Kreuz-Bein gelegt,
ehe man längere Zweifel gar hegt,
ob er, wenn all das er ernsthafter nähme,
einmal noch auf seine Beine hochkäme,
so dass man glaubte, er sei nie gestürzt,
wär‘ ihm vielleicht so ein Bein schon gekürzt,
so dass er nur mehr zu humpeln verstände
und er den Schrittrhythmus auch nicht mehr fände,
so dass er schließlich sogar seine Hände
ernstlich verwende, um sein Gleichgewicht
nicht zu verlieren, auf das er erpicht.
Wenn ich nicht glaubte, dann glaubt‘ ich es nicht!

Wenn ich nicht glaubte, dass ich das nur träumte
und damit lässliche Zweifel ausräumte,
dass ich womöglich was Tolles versäumte,
ich, dem vor Nieder- und Untergang graute,
der sich noch gegen das Grauen aufbäumte,
dir – obwohl sehend – wie blind doch vertraute,
wüsste ich, dass mir ein Morgen noch blaute,
der so viel rosiges Blau in sich hat,
dass ich blauäugig nur Rosiges sähe
und mich vergäße zum Wohle wie Wehe,
hackte mir dabei auch gar eine Krähe
meine zwei Augen erkenntnisreich aus,
lief‘ es dich nur auf das Eine hinaus,
dass ich mich wohlfühl‘ – das wünsch ich mir schon! –
selbst ohne Blätter im „Blauen Salon“.
Wenn ich nicht glaubte, dann lachte ich Hohn.

Wenn ich nicht glaubte, dass solches gelänge,
jedweden Zweifel verzweifelt verdränge,
dass mein Vertrauen in dich noch gesund,
nähme ich mir doch kein Blatt vor den Mund,
wäre ich munter anstatt nur so matt,
pflückte ich glaublich das „Blaue Blatt“.

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