Madrigale:

ZUGANG ZU UMGANG OHNE TIEFGANG

Kaum dass wir uns sahen:
Aufeinander ein geh’n
und einander nahen,
miteinander um geh’n;
um einander zu bejahen;
statt einander zu umgehen,
ineinander aufzugehen,
eh wir auseinander gehen!

AUF DEN ERSTEN BLICK

Als ich dich erstmals sah,
war ich ganz hingerissen.
Ich stand nur staunend da,
mir in die Hand gebissen.
Ich dacht’ – welch ein Fauxpas! –,
dass ich dich einfach zwick.
So auf den ersten Blick
war’s Liebe, noch kein Fick!

EINANDER NAHEN

Und wie vom Schlag getroffen
war ich zuerst benommen,
begann jedoch zu hoffen,
ich würde weiterkommen.
Noch schien mir alles offen:
Kam mir auch der Verstand
kurz zwischendurch abhand’,
wusst’ ich doch, dass ich land’.
AUFEINANDER EIN GEHEN

Wir gingen Hand in Hand,
als schon die Dämm’rung fiel,
entlang dem Meeresstrand,
ziellos, doch mit dem Ziel,
dass man zusammenfand.
Die Aussicht sah ich winken.
Die Schöne ließ sich sinken,
lag unter mir, dem Flinken.

MITEINANDER UM GEHEN

Ein wenig später lernten
wir miteinander um zu geh’n.
Erst säen – und dann ernten!
Wir mochten aufeinander steh’n,
je mehr wir uns entfernten
von Art und Typ und Sorte,
gemeinsam-gleichem Orte
und mieden leere Worte.

ZUEINANDER „JA“ SAGEN

Was soll ich lange fragen
und mancherlei mutmaßen?
Ich muss es einfach wagen –
selbst wenn wir uns vergaßen –,
zu allem „ja“ zu sagen.
Ich gab mich nicht vierschrötig
und machte mich erbötig
zu meinen, ich hätt ’s nötig.

INEINANDER AUFGEHEN

So folgte ich der Kleinen,
die sich zuerst versteckte,
bis ich sie hinter Steinen –
Erwartung ganz! – entdeckte,
mit ihr mich zu vereinen.
Wollt’ ohne Kraft beginnen,
doch triebhaft wie von Sinnen
war da mein Schaft schon drinnen.

EINANDER UMGEHEN

Da aber zog sie sich zurück
und wollt’ mich nicht mehr sehen.
Ich glaub, ich hab bei ihr kein Glück.
Ich muss sie glatt umgehen.
Je länger ich mich darum drück,
ist ’s desto mehr verfänglich.
Es scheint mir unumgänglich:
Ich meid sie lebenslänglich!

AUSEINANDER GEHEN

Das ist für mich ein Zeichen,
sie endlich loszulassen.
Kann ich für mich dergleichen
meist ganz und gar nicht fassen,
gilt ’s diesmal doch zu weichen,
entsagen dem Verlangen.
Vergangen ist vergangen!
Warum vor Zukunft bangen?