WINDSBRAUT – VERHWEHTE!
Ich weiß:
Dir graut
vorm Braut –
Brautweiß…
Ich auch
ergraute!
Will Lauch
und Rosmarin
ins Haar
Dir gar
hinein – nein -- zieh'n...
wenn
ich
mich
denn
bloß traute!

Danach flöcht‘
ich Dir Zwiebel
um die Stirn
wie Sterne…
Du, mir Giebel!
Höhenflug!
Ich
unterjöcht‘
Dich
und Dein Hirn –
nie gerne,
wäre klug
genug,
Dich nicht
zu bedrängen!
Nur, nur im
Gedicht,
Cherubim,
lass mich
an Dich
hoffen, hängen...

Zwar die Leier
rühr ‘ ich
feiner,
doch zum Schleier
führ‘ Dich
keiner!

Ich weiß mehr:
Die Spur
des Kinds,
die keiner schaut.
Du entbehr
kein Versteh’n!
Bist nur
des Winds
Verweg‘ne Braut.
Mich -- lass weh‘n...

H. H. Hadwiger

 

Nächtlich am Busento lispeln, bei Cosenza, dumpfe Lieder,
aus den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wider!
DER RAPP‘ AM BUSENTO
(frei nach August Graf von Platens: „Das Grab im Busento“)

Nächtlich am Busento wiehern, bei Cosenza, wilde Pferde.
Wie ein Rufen schallt es wider; unter Hufen dröhnt die Erde.

Und den Fluss hinauf, hinunter, zieht die Herde zahmer Pferde.
Müde, matt sind sie statt munter, wie erschöpft am trossen Trosse.

Allzu früh und fern der Heimat wirken sie hier schon ermattet,
ehe noch ein schwarzer Rappe weiße Schimmeln dumpf umschattet.

Und am Ufer des Busento stopften sich die Klappergäuler
ihre mächtig-trächtig‘ Bäuche und mithilf‘ von Schilf die Mäuler.

Dass des Hungers Ende werde, grasten die Busento-Pferde!
Graugelb, gelbbraun, halb und halben, scharrten Scharen voller Falben.

Nicht versunken in den Fluten blieben nur die guten Stuten,
während sie an ihren Zitzen schon begannen leicht zu schwitzen.

Fohlen flohen wohl am längsten dorthin, weg bloß von den Hengsten.
Haupt-sächlich krönt sie ein Kopf, doch ihnen fehlt ein Busen-Topf.

Diesen füllten sie mit Erde, so genannt: Busèn-Topf-Erde,
dass ein strammer Nachwuchs sprieße, ins Busento-Pferd ausfließe!

Nächtlich am Busento machen die Busento-Pferde schlapp.
In den dunklen Unkenlachen ist versunken schwarzer Rapp‘.

H. H. Hadwiger