03.04.2011

DIE BALLADE VOM 369. LIEBSTATTSONNTAG

Schon 1641 erfuhr hier kraft
des Passauer Bischofs Bestätigung
die „Corpus-Christi-Bruderschaft“
in Gmunden (verbriefte) vertiefte Betätigung.

Im Zuge der Gegenreformation
erwählt sie den vierten Sonntag der Fastenzeit
für ihre Hauptversammlung schon:
LAETARE! „Freut euch trotz allem Leid,
indem ihr dem Schlimmsten noch Gutes abgewinnt!“
erging an den Stadtpfarrer damals der Auftrag,
was mit einer Messe für alle beginnt
und führt zum gemeinsamen Mahle am Sonntag,
da vermögende Bürger, die reichen und satten,
statt Almosen als Zeichen beschlossen hatten,
bedürftig‘ Armen, mittellos‘ Matten
mit diesem Essen Liebe abzustatten,
was sonach zum LIEBSTATTSONNTAG führt,
woran uns die Nächstenliebe rührt.

Erst 1856 dann
wurd‘ draus ein echter Heiratsmarkt:
Manch Maid, herausgeputzt und fein,
die findet sich am Hauptplatz ein,
sie hofft, sie fände einen Mann,
an dem sie im Lebzelterhaus erstarkt,
lud er sie ein zu köstlichem Met,
womit manch Liebesverhältnis begann,
auch endet, wenn es nicht weiter besteht
und mit der Zeit in die Binsen geht.

Die Lebkuchenherzen gab ‘s damals noch nicht.
Die haben erst in den 3o-er-Jahren (1930 ff.)
durch Trachtenvereine ihr wahres Gesicht
und ihre Identifizierung erfahren,
nachdem sie von Konditoren in Gmunden
zum echten Erstatten von Liebe erfunden,
weshalb sie die balzenden Buben,
die dabei noch Liebesschwüre stammeln,
oft als ihrer Zuneigung einziges Zeichen
den ausgesucht hübschesten Mädchen reichen.
Die hängen sie dann zu Haus in die Stuben,
wo sie an den Wänden allmählich vergammeln.

Wie Lebkuchenherzen, vergessen an Wänden,
mag Liebstatt-Teilnehmer dir Liebe nie enden,
als wäre das Herz als besonderer Orden
aus Gmunden für dich – deine Liebstatt geworden!

wH. H. HADWIGER