Heinz-Helmut Hadwiger

VIEL SCHAUM UM NICHTS

Einst als Student war ich ein Überleger,
ein Alles-Prüfer, kritischer Erwäger.
Die Freunde nannten mich zwar Schornsteinfeger,
weil ich, vom Garten kommend, schmutzig war.
Die Mädchen sahen mich als Schürzenjäger,
dem sie nur knapp entkamen, um ein Haar.
In Wahrheit aber war ich ein Schaumschläger,
nicht nur weil ich so fürchterlich angab,
weil ich am Bier den Schaum am liebsten hab.
Danach erst wurde ich besonders reger
und reizte mit den Texten manch‘ Verleger.
Die fragten mich dann: „Geht es nicht noch schräger?“

Ich hatte meine Chancen bald gesichtet:
Hatt‘ in der Schule ich schon gern geschlichtet,
so wählte ich ein Fach, in dem man richtet.
Ich wurde Richter, um es klar zu sagen.
Und kaum von einer Straftat unterrichtet,
packt‘ ich den Frevler gnadenlos am Kragen,
und keine Akten ließ ich unverrichtet.
Ich strafte, wie es das Gesetz befahl.
Ich hatte nämlich keine andre Wahl.
Streng war ich. Keinen hab ich hingerichtet,
weil man auf Todesstrafe längst verzichtet.
Manch einer meint, ich sei „nicht ganz belichtet“.

So fragten sich die meisten einfach: „Wie
hat mit dem Minimum an Sympathie,
die ihm das Schicksal großzügig verlieh,
er diesen Blitzerfolg erringen können,
wo doch Bekannte wie die Fremden nie
den andern mehr als nur sich selber gönnen?“
Mir Krankem wüssten sie die Therapie:
Ich sollt‘ mich in der Badewanne fassen,
in die sie frisch gezapftes Bier einlassen.
„Gebremster Schaum“ hieß ihre Strategie.
Das Bierbad weckt in mir die Phantasie,
aufschäumt berauschend diese Bierpoesie!