Aus den Kanzonen:


          „LIEDER EINES BEGNADETEN TRINKERS“

 

6) TANZ, 0 FAUN! HILF, PROMILLE ABBAU'N!

Vom Wein benebelt zwar, kann ich noch schauen
und möchte gern dem Bildausschnitt vertrau'n,
der sich mir aufdrängt, auf ihn einzugehen.
Noch steht er still, der Tanzende, der Faun,
hebt an, sich vor dem Spiegel aufzubauen.
Will selbstgefällig sich drin stehen sehen.
Ist nicht zu übergehen!
Sein Rot reift schon ins Gold des Umfelds aus.
Wenn Wünsche erst im Hintergrund sich halten,
dann werden sie sich nicht mehr blau entfalten.
Wer lädt mich noch zum Tanz ein in sein Haus?
Um zur Musik im Takt sich nackt zu regen,
bewegt er, wird bewegt und lässt bewegen.

9) BERGUNG AUS DEM WEINBERG – VER-BERGUNG

Im Weinberg erst verbarg sich die Geliebte,
bevor sie sich in nahe Büsche floh,
in rote, bergwärts, um sich zu verstecken.
Ich such sie nicht, ich frage mich nicht, wo
sie ist. Ich presse Trauben, frisch-gesiebte.
Den Most will ich mir von den Lippen lecken.
An Kleidern macht er Flecken.
Du, die du nackt entliefst aus sicher'm Haus,
wirst dich mit Weinlaub und mit Heu bekleiden,
wirst mich um meine Räusche nicht beneiden
und klammerst dich aus meiner Zukunft aus.
Mein dunkler Himmel hatte lang gedroht.
Nun bin ich - wie mein Kater - für dich tot.

 

10) KELTER HARZ AUS KÄLTEREM HERZEN!

Lass mich in unverblümtes Grün versenken,
von einem Grün ins andre Grün hinein!
Im Frühling, jung, beginnt dies grüne Fließen.
Im Herbst erst keltert sich 's zu trübem Wein.
Verknüpfen wir der Reben Ranken Ränken,
hört jedwedes Problem auf, sich zu spießen,
sodass wir nur genießen.
Am blauen Fluss erwachen wir, selbst blau.
Und während gelb verfärbt die Bäume rauschen,
beginnen wir, scheu Blicke auszutauschen,
und finden uns - so wie die Luft - so lau.
Als hätt' auch uns die Reifezeit gewunken,
sind wir - ergriffen herzgekeltert - trunken.