„Bilder-Sprache“ „Sprach-Bilder“

 

 

Madrigal:

 

Sich ein Bild machen

 

Mir von dir ein Bild zu machen,

hat mich lange schon gereizt.

Du verbirgst dich allerorten

leider hinter deinen Worten,

die mein Feuer angeheizt.

Und ich brenne wie ein Drachen,

dich mit meinem Sprachenschwall

zu vergiften, zu ertränken.

Ernsthaft drüber nachzudenken,

zwing ich dich; nicht Schall und Hall.

 

 

Oktett:

 

Rebus

 

In Rätseln hast du mir gesprochen,

im Ungewissen mich gelassen,

mich in Verlegenheit gebracht,

mein Zaudern zynisch ausgenützt,

hast jeden Vorwand vorgeschützt.

Durchschaut – verlierst du deine Macht.

Mit Worten krieg ich dich zu fassen,

hast du die Bilder auch zerbrochen!

                    .

Sonett:

 

Umgang mit Worten – mit Worten umgehen

 

Verstehst du auch, mit Worten umzugehen,

wodurch du mich zur Leidenschaft bewegt,

so hast du mich gewiss unüberlegt

in dieses Leid gestürzt, in diese Qualen.

 

Du hast den Alltag bunt gemacht, den fahlen,

hast Pläne ausgeheckt und sie gehegt,

damit dein selt’ner Wert zu Buche schlägt,

als müsste einer von uns dafür zahlen.

 

Du hast dich – wörtlich – schlagend durchgesetzt.

Ich blieb mit mancher Antwort in der Schuld,

dein Unterstellen hatte mich verletzt.

 

Mit Schweigen hüllte ich mich in Geduld.

Dann hast du – einem Pfand gleich – mich versetzt.

Das ändert nichts an meiner Großmut Huld.

 

 

2 Kanzonen:

Verlangen nach Sprache

 

Als säßen wir im gleichen Boot und Nachen

und wär das alles eine Kleinigkeit,

so lieblos bist du mit mir umgegangen.

Als setztest du voraus, ich wär bereit

und machte mit, auch ohne ein Verlangen.

Als redeten wir in verschied’nen Sprachen.

Mir bleibt ein wortlos’ Bangen.

Ich seh darin nichts weiter als ein Spiel,

und das erscheint mir mehr als abgekartet.

Warum hast du nicht sachte zugewartet,

ob ich nicht mehr will: ein gemeinsam’ Ziel?

Genügte dir, Bedingungen zu nennen?

Wie konntest du dich sprachlich so verrennen!

 

 

Bild-Zeichen

 

Sprächst du mit mir nicht nur in matten Bildern,

vermochte ich dich leichter zu verstehen

und könnte dir viel offener begegnen.

Doch spiele ich, um auf dich einzugehen,

den sehr Intelligenten, Überleg'nen

und möchte diesen Eindruck auch nicht mildern:

Geb’ mich als den Verweg’nen.

Du bist verlegen und wirkst eingeschüchtert.

Du wolltest anstatt leerer Worte Zeichen.

Mit niemand andrem kannst du mich vergleichen.

Statt überwältigt bist du nur ernüchtert.

All meine Saat erstickte ich im Brachen,

als sprächen wir einander in Fremdsprachen.