4 Kanzonen:                                                         H. H. HADWIGER

STIMMENGEWIRR VERSTUMMT BESTIMMT

Bis in die Nacht hinein macht mich das Lärmen

der Großstadt, macht mich ihr Verkehr ruhlos

und quält mich sehr der Mitmenschen Geplärr.

Die Medien dröhnen laut. Was hörst du bloß,

dass sich Geräusch in meinem Ohr verzerr?

Da hilft nicht, sich darüber ernst zu härmen.

Ich werd des Krachs nicht Herr.

Radau verebbt erst in den Morgenstunden.

Leicht einzuschlafen wird mir jetzt gelingen.

Die ersten Vögel singen.

Sie haben zwitschernd ihren Ton gefunden.

Doch den empfinde ich als wohlen Laut.

Ich dämmre in den Tag hinein, der graut.

VERLEIH MIR GEHÖR!

Geräusch, Gedröhn, Gebrüll, Tumult, Gezeter,

dass man sein eignes Wort nicht mehr versteht.

Wann wird es endlich wieder totenstill?

Und während laut die Lebenszeit vergeht,

horch ich in mich hinein, was ich denn will.

In dem Geschrei verschiebe ich ’s auf später,

erlieg dem Unbill schrill.

Ich leide unterm Trubel wie Getöse,

so dass der Kopf mir dröhnt, der Schädel brummt.

Erst wenn der Lärm verstummt,

erfleh vom Herrn ich, dass er mich erlöse.

Wie sehr Tamtam mich und Radau auch stören,

er wird mein inneres Besinnen hören.

 

STATT MITLÄRMEN – AUSSCHWÄRMEN

So schallt die Welt um mich, dass ich sie fliehe!

Die Umwelt voll Gedudel und Gejohle.

Wo werde ich wohl meine Ruhe finden?

Wenn ich vibrier vom Scheitel bis zur Sohle,

dann müssen mir die feinen Sinne schwinden.

Ich weiß nicht, wie ich mich dem Lärm entziehe.

Mir das Gehör verbinden?

Was mir Gepolter und Klamauk verübeln,

treibt aus der Stadt hinaus mich in den Wald.

Da find ich Frieden bald

und atme durch anstatt mich matt zu grübeln.

Hier lässt der Bienen ausgewognes Summen

mir allen lauten Alltagslärm verstummen.

 

QUOD ERAT DEMONSTRANDUM

Ein Legitim-Demokratie-Anliegen

schafft sich in einer Demo Luft. Vermummt,

meist nicht erkennbar, selten nur zu fassen,

blockieren sie die Stadt. Ihr Schrei verstummt

an Häuserfronten Echo erst in Gassen,

wenn sie sicher sind, zuletzt zu siegen,

statt knebeln sich zu lassen.

Ihr Heulen unter Blockschrift-Transparenten

wird lauter angesichts der Polizei

und ist erst dann vorbei,

wenn die, die nach des Feinds Vernichtung brennten,

die Zweifler überbrüllt zu haben meinen:

mundtot die andern, hassgestillt die einen.

H. H. HADWIGER, A-4272 Weitersfelden, Haid 1