KANZONEN AN EINE FREUNDIN

CARPE DIEM!

Wer weiß, wofür es gut, was uns begegnet?
Sich allem nicht trotz Vorsicht ganz verschließen!
Wir wünschen meistens Sonne, wenn es regnet,
anstatt, was auf uns einfällt, zu genießen.
Wenn Sonne vorherrscht, heißt es Sonne wählen!
Zu pflücken sind, die sprießen!
Was kümmern Anstand uns und was Moral,
Versprechen, die wir voreilig gegeben,
alleinverantwortlich für unser Leben
und unsre Zukunft treffen wir die Wahl,
was umso mehr an Hingabe bereite,
steht einem da ein guter Freund zur Seite!

AUS-FLUCHT

Schon bist Du wieder lange Zeit entschwunden.
Ach, ich ertrüg’ es leichter, wenn ich wüsste,
was mich mit einem Mal so nah Dir brachte,
dass Du mich küsstest und dass ich Dich küsste,
obwohl von Dir getrennt ich übernachte,
da unsre Hände sich zuvor gefunden.
All das geschah so sachte.
Nur manchmal hast Du Dich noch aufgebäumt,
sonst schienst Du ausgeglichen und zufrieden.
Und doch hast Du nachtsüber mich gemieden,
Dich rar gemacht, als hätte ich geträumt.
Am Morgen bist Du überhaupt entflohen …
Da steh ich nun, und die Gefühle lohen.

SICH ERWÄRMEN

Als Alter nicht sein Herz an Junge hängen,
doch die Gesellschaft und den Umgang pflegen,
die einen frisch und jung erhalten!
Und nicht zu viel nachsinnen, überlegen!
Sein Leben selbständig aktiv gestalten!
Sich nicht den Unerquicklichen aufdrängen!
Das rettet einen Alten.
Weshalb ich, Dich zu treffen, sehr genieße!
Mit Dir zu essen, einen Film zu sehen,
macht einiges geschehen.
Ich lass mich ‘s – abgewiesen – nicht verdrießen
und zünd für mich den Docht der Dochte: Döchte,
weil ich nicht einsam schnell erkalten möchte.

MEMENTO

Nur manchmal folgst Du zögernd meinen Spuren,
darauf bedacht, den Weg nicht zu verlassen,
den Du für Deine Einsamkeit erstritten;
willst alle Lebenswahrheit ganz erfassen
und lässt Dich doch vergeblich länger bitten,
missachtest noch den Stundenraub der Uhren,
den Glockenschlag inmitten;
willst Dich an keines Mannes Seite zeigen,
weil, die Dich kennen, dann vielleicht vermuten,
vertan sind die Minuten,
in denen wir zur Sinnenfreude neigen,
anstatt bedenkenlos Dich hinzugeben,
denn viel zu kurz und karg ist unser Leben …

VER-LORENER HUNT

Die schöne Harmonie nicht zu forcieren
und Dich zu keinem Treffen je zu drängen,
hab ich mir vorgenommen; wird gelingen!
Nur nicht sein Herz an Illusionen hängen!
Nur niemals auf des Traums Erfüllung dringen!
Was nicht gefunden, kann man nicht verlieren.
Was freiwillig – nicht zwingen!
Du findest Dir schon wieder Deinen Platz.
So lass ich Dich dazwischen in Dir ruhen.
Verborgen wie in abgeschied’nen Truhen
bewahrst Du Dich vor mir: ein teurer Schatz.
Zwar schürfen dürfen, aber Dich nicht heben,
vollziehst Du doch Dein, während ich mein Leben.

ZAUNGAST

Schon hat der Tagestrott Dich aufgesogen.
Du findest für Dich selber kaum mehr Zeit.
Da hat ein wahrer Freund zurückzustehen.
Und doch fragt er nach der Gelegenheit,
Dich – mit und ohne Film – alsbald zu sehen.
Er bleibt trotz neuer Liebschaft Dir gewogen,
um darauf einzugehen.
Sei ’s im Privaten, sei es im Beruf,
so vieles ist nun für Dich nachzuholen,
doch Du musst nicht verstohlen
mit dem agieren, was Bestimmung schuf.
Du brauchst Dich nicht zu brüsten noch zu schämen,
lass mich am Rande nur daran teilnehmen!

AUS-GELACHT

Das war ja wieder so ein Wiedersehen,
das ich mir schon vor Wochen vorgestellt.
Nun ist es endlich – anders zwar – gelungen!
Denn was man nicht versprochen hat, das hält,
dem ähnlich, was man sich nicht ausbedungen.
So lassen wir einander – und uns! – gehen,
unnahbar, doch durchdrungen!
Uns blieb nur herzlich wenig Zeit zu reden,
und dennoch kam, was wir gesagt, von Herzen.
Ich nehm Dich ernst – im Scherzen.
So geht es mir ja nicht mit einer jeden.
Du aber weißt das gar nicht auszunützen.
Du stößt mich aus den Lachen in die Pfützen.