"entwürfe"-Literaturwettbewerb
Fünf Gedichte (unveröffentlicht) zum Thema "Feierabend"

„Feierabend“ etymologisch

Im Deutschen war der Feierabend
Vorabend eines Fest- und Feiertags.
Die Umdeutung begriffen habend,
für Muße, Freizeit, Ruhezeit man sag’s.
Von „feria“, lateinisch, abgeleitet,
hat’s Feiertage kirchlich einbegleitet.
Im Althochdeutschen hieß dann „fira“ „Fest“,
das sich bald allgemein zu „Ruhe“ wandelt,
christlich ein Tag, der gottesdienstbehandelt.
In Mittelhochdeutsch „vire“ gelten lässt
man für den Tag, der festlich wird begangen.
Zuletzt muss er für „Arbeitsruhe“ langen.
Im Neuhochdeutschen wird er bald zur „Feier“.
Als „vir-abent“ seit Elfhundert schon leih er
dem Vorabend des Feiertags den Namen,
bis unter handwerksprachlichem Einfluss
frühneuhochdeutsch zu 16. Jahrhunderts Schluss
man „Ruhezeit am Abend“ so verstehen muss
und den Beginn, da sie zusammenkamen.

Aufruf zum „Feierabend“

Man hat in Rom viel Worte nicht verloren,
wenn Feiertags-Ausrufer, Calatoren,
für einen Büßer, der sich einst versündigt,
ein Opfer beispielsweise angekündigt.
Das war im Freien Arbeitendem angesagt,
damit er seine Arbeit kurzerhand vertagt
und so das Opfer, das ad hoc bevorstand,
genug Beachtung und Verständnis vorfand.

Bevor in Häusern Uhren eingeführt,
der Einzelne an Taschenuhren rührt,
macht in katholischer Region sich lange Zeit
das „Angelus-“ und „Feierabendläuten“ breit
und hinterlässt als Brauchtum seine Spur,
womit die Gläubigen um 18 Uhr
zum Abendgebet eingeladen waren.
Sie sind von überall dorthin gefahren.

Vom 17. bis 19. Jahrhundert
hat man sich neben dem gemeinsamen Gebet
ob Feierabendbräuchen sehr gewundert,
was feierabends mit Geschichten einhergeht
und Liedern wie „Nun sich der Tag geendet hat“,
was 1670 abends Sängern Freude macht
und was man nach dem Abendessen sang, schon satt:
„‘s ist Feierabend, Arbeit ist vollbracht.“

„Feierabend“ in der Redewendung

Hat sich „Jetzt Feierabend machen“ ausgebreitet,
hieß dies „für heute ist genug gearbeitet“.
Wenn jemand „Jetzt ist aber Feierabend“ schrie,
dann wusste man sofort, wie er das meinte, wie:
„Damit ist Schluss jetzt! Halt! Und aus! Mir reicht es!“
Und keinem andern Ruhe-Aufruf gleicht es.
„Verdienten Feierabend machen“ hieß dann schon,
man geht in zeitlich‘ Rente oder in Pension,
wogegen „Feierabend“ auch für „Sterben“ steht,
wenn absolut im Leben nichts mehr weitergeht,
wozu man in der DDR sich auch bekannte,
wenn man die Alters- „Feierabendheime“ nannte.

„Feierabend“ in der Kunst

Der „Feierabend“ in der Kunst verlief
selbst in Gemälden, Stichen als Motiv,
so wie als Feierabend auf dem Land
am Lorscher Rathaus: Malerei der Wand
und wie bei William Edward Millner gar,
was bei Hans Thoma „Bauerngärten“ war,
bei Ludwig Richter dann in Serie ging
und in den „Blauen Büchern“ letztlich hing,
bei Carl Spitzweg in skurrilen Szenen:
dem „Briefboten im Rosenthal“ wie jenen:
dem „Sonntagsjäger“, „Mädchen mit der Ziege“,
also ob ’s am „Ständchen“, „Bücherwurm“ selbst liege,
wo „Jugendfreunde“ wie „Der Alchimist“,
des „Ew‘gen Hochzeiters“ Befürchtung ist,
den „eigeschlaf’nen Nachtwächter“ begleiten bald
„Sonntagsspaziergangs“ mit dem „Liebespaar im Wald“,
„Im Hausgarten“, zum „Armen (Dach-)Poeten“,
dem „Sterndeuter“ beim „Abschied“ nah’getreten,
„Beim Antiquar“ dem „Bettelmusikant“
mit „Abgefang’nem Liebesbrief“ davongerannt,
als „Ein Besuch“, der „Schildwache am Tor“,
wie sich nach „Jagdunglück“ „Der Geolog‘“ verlor,
in solch Idyllen, bis Hans Baluschek
den Feierabend in Gemälde steck,
die man im Märkischen Museum zeigt
bis ihm dann Gerda Knauer auch geneigt,
so offen und so typisch schon
wie schließlich Maler Otto Modersohn.
Den Feierabend gibt’s auch in Musik,
mehrfach als Volks- und Kunstlied angestimmt,
schon Schubert machte ihn recht gern publik,
so dass ihn Haydn selbst alsbald hernimmt.
So gibt ’s den Feierabend als Kanon
wie etwa „Horch, es klingt der Glocke Ton“,
als Volksweise von Günther Anton
und kurz darauf ein wenig später
als Lied von Alexander Peter,
bis zum Rebell Franz Josef Degenhardt,
der mit den Stiefeln schon im Regen scharrt.

„Feierabend“ – ein Sonett

Als wir einander abends trafen,
um miteinander noch zu reden,
da reizte das doch einen jeden
viel mehr, als er ging jetzt schon schlafen.

Da dösten wir nicht müd zuhaus
und waren unsers Tagwerks leid,
da nützten wir die freie Zeit
und gingen miteinander aus.

Und wir besprachen dies und das
und tranken dabei Schnaps und Bier;
ja, wir genossen es als Spaß.

So sind wir gern beisammen hier,
wo mancher manchmal sich vergaß:
den Feierabend pflegen wir!